„Wahrheit, Halbwahrheit oder Lüge?“

ERF Gottesdienst 19.06.2022 aus dem Christus Zentrum Arche e.V. in Elmshorn

Autor und Predigt: Hans-Peter Mumssen

Umgang mit Informationen

Seit dem Jahr 2015 hat sich eine Entwicklung beschleunigt, deren Auswirkungen wir heute erleben.
Wem kann man eigentlich noch glauben? Welche „Fakten“ sind auch Fakten – und wie deuten wir sie?
Die meisten Nachrichten und Erklärungen können wir nicht persönlich nachprüfen. Wir glauben ihnen oder tun es halt nicht.
So kommt es, dass in verschiedenen Ländern verschiedene Nachrichten für glaubwürdig gehalten werden. Ich denke an Russland, USA und Deutschland und wie unterschiedlich dort teilweise Nachrichten bewertet werden. Ich denke aber auch an Slogans wie „Lügenpresse“, wo Menschen in unserem Land die Glaubwürdigkeit der eigenen Presse infrage stellen, jedoch Nachrichten aus anderen Kanälen vertrauen. Und ich frage mich: Warum sollen die sogenannten „alternativen Nachrichten“ denn glaubwürdiger sein?
Selbst ein sogenannter Faktencheck funktioniert nur bedingt, denn auch dem müssen wir oft einfach nur glauben.
Wenn jemand rufen würde: „Es brennt!“, und ich gehe vor die Tür und sehe das Feuer im Nachbarhaus, dann gibt es keinen Zweifel – es brennt wirklich.
Doch oft versuchen wir die Glaubwürdigkeit dadurch zu ermitteln, ob jemand auf uns vertrauenswürdig wirkt, ob mehrere Quellen das Gleiche berichten oder ob uns die Nachricht stimmig erscheint.
Erstaunlich ist allerdings, dass Aussagen von heute Morgen schon vergessen sind. So fallen Widersprüche oft überhaupt nicht auf.
Ich kann also heute etwas behaupten und morgen genau das Gegenteil verkünden – wen kümmert’s?
Ein Grund dafür ist wohl die sogenannte „Filterblase“. Man hört nur das, was man hören will.
Das erinnert mich an ein Wort des Apostels Paulus: «2.Timotheusbrief, Kapitel 4, Vers 3»
Denn es kommt eine Zeit, da werden die Menschen der gesunden Lehre des Evangeliums kein Gehör mehr schenken. Stattdessen werden sie sich Lehrer aussuchen, die ihren eigenen Vorstellungen entsprechen und die ihnen das sagen, was sie hören möchten.
Diese Filterblase wird von der digitalen Welt geradezu befeuert.
So ging man früher in ein Konzert und hörte es sich von Anfang bis Ende an. Einiges gefiel, anderes nicht so, aber man hat alles mal gehört.
Später kam dann die Schallplatte auf. Man konnte das Konzert zu Hause hören. Auch die hörte man gewöhnlich komplett durch, konnte aber schon mal den Arm des Plattenspielers zu einem beliebten Stück bewegen.
Dann kam die CD. Bei ihr konnte man direkt zu den Stücken zappen, die man hören wollte – ähnlich wie beim Fernsehen heute.
Heute gibt es den Podcast. Man lädt sich hier nur das herunter, was man hören will.
Was für die Musik gilt, gilt auch im Allgemeinen: Informationen, die unser Blickfeld erweitern könnten, werden mehr und mehr ausgefiltert.
Diese Entwicklung findet sowohl im säkularen als auch im christlichen Raum statt. Wir nehmen so unsere Welt immer schmalspuriger wahr.
Nun, dass Christen sich in verschiedenen Lagern befinden, war schon immer so. Die Konservativen, Liberalen, Gesetzlichen oder Freien gab es auch schon immer. Die einen wollen die Gesellschaft verändern, andere sind eher für die Trennung von Politik und Kirche. Das alles ist auch nur ein Spiegel der Gesellschaft.
Selbst, dass die Lager sich gegeneinander abkapseln, spiegelt etwas von dem wider, was ebenfalls in der
Gesellschaft geschieht.
Dazu kommen das Streben nach Macht und Einfluss, Verheimlichungen, Lügen, Vetternwirtschaft …
Ich frage mich: Ist das der Wille Gottes, dass wir Christen nur ein Spiegel unserer Gesellschaft sind?
Auf keinen Fall. Jesus Christus sagt von uns: «Johannesevangelium, Kapitel 17, Vers 16»
Sie gehören genauso wenig zu dieser Welt wie ich.
Wir Christen haben einen völlig anderen Stand. Und das zeigt sich auch darin, wie wir mit Informationen und Nachrichten umgehen sollten.
Ich bekomme z.B. Mails mit Internetseiten, die Dinge völlig anders darstellen, als sie in den öffentlichen Medien dargestellt werden:
Professor Soundso sagt dort, dass Impfen nutzlos, ja sogar gefährlich ist und belegt es mit irgendwelchen Statistiken, die ich nur schwer überprüfen kann,
eine andere Internetseite sieht den Westen als wahren Verursacher des Ukrainekrieges,
und das Pamphlet Soundso beschreibt die geheimen Pläne einer islamischen Weltherrschaft.
Auf der anderen Seite schalte ich in eine Talksendung, in der eine Diskussionsteilnehmerin überhaupt nicht zu Wort kommt, weil ihr ständig andere, ja sogar der Moderator ins Wort fallen. Nicht dass ich ihre Meinung teile, doch ich bekomme sie noch nicht einmal zu hören. Ist das die neue Toleranz?
Manchmal weiß ich nicht mehr, wer sich eigentlich gerade in welcher Filterblase befindet.
Fast alle außer Präsident Biden sagten noch im Februar diesen Jahres: Russland wird die Ukraine nicht angreifen – doch dann kam das große Erwachen.
Nun haben wir ein neues Thema: Waffen – ist etwa jemand dagegen?
Hören wir dazu einmal ein Wort Jesu. Er sagte zu Petrus, als dieser ihn verteidigen wollte: «Matthäusevangelium, Kapitel 26, Vers 52»
„Steck dein Schwert zurück! Denn alle, die zum Schwert greifen, werden durchs Schwert umkommen.“
Was machen wir mit diesem Wort? Hat es einen Einfluss auf unser Denken und Handeln?
Ich bin der tiefen Überzeugung: Wir Christen müssen aufhören, an dieser Schlacht von Information und Desinformation teilzunehmen.
Für uns gibt es nur eine Wahrheit – die Person Jesus Christus.
Das klingt vielleicht im ersten Moment abstrakt – hat aber sehr konkrete Auswirkungen.
Die Macht der Informationen
Eine wesentliche Erkenntnis ist, dass unser Handeln nicht von einer Nachricht an sich bestimmt wird, sondern davon, wie wir diese Nachrichten deuten.
Selbst, wenn wir nicht ergründen können, ob etwas stimmt, muss uns das nicht daran hindern, im Geiste Christi zu handeln.
Wenn mir jemand sagt: „Die Frau da in deiner Gemeinde hat früher im Rotlicht Milieu gearbeitet …“, – würde das etwas ändern, wie ich mit ihr umgehe?
Oder jemand sagt: „Der iranische Flüchtling täuscht nur vor, Christ zu sein …“, würde ich dann nicht mehr Bruder zu ihm sagen?
Über mich kam mal das Gerücht auf, unsere Ehe stehe kurz vor der Scheidung. Irgendjemand sagte es mir dann. Ich habe geantwortet: „Gut, dass du mir das sagst, ich hätte es sonst nicht bemerkt!“ Das ist so meine Art von Humor. Unsere Ehe war und ist nicht gefährdet. Im Gegenteil, ich danke Gott täglich dafür.
Der Kern
Wir werden heute befeuert mit Nachrichten, Meldungen, Informationen und Meinungen.
Einige klinken sich da aus. Andere haben sowieso schon ihre Meinung zu allem, weshalb also noch darauf hören, was andere sagen?
Nun, wichtig ist, was wir am Ende tun, nicht, was uns jemand sagt.
Dem Apostel Paulus wurde vom Propheten Agabus vorhergesagt, dass er in Jerusalem gefangen genommen werden würde. Paulus glaubte dieser Botschaft, doch er reagierte völlig anders, als man es erwartete. Wörtlich
heißt es: «Apostelgeschichte, Kapitel 21, Verse 12-13»
12 Als wir, die wir mit ihm reisten, und die Gläubigen am Ort das hörten, baten wir Paulus inständig, nicht nach Jerusalem zu gehen.
13 Doch er sagte: „Was soll das Weinen? Ihr zerreißt mir das Herz! Ich bin nicht nur bereit, mich in Jerusalem verhaften zu lassen, sondern auch, für Jesus, den Herrn, zu sterben.“
Die prophetische Botschaft veränderte also nicht seine Berufung, sondern bereitete ihn vielmehr auf das vor, was auf ihn zukommen sollte.
Es gibt also etwas, was wir unbedingt erfahren sollten, wenn wir an Jesus Christus glauben – wozu hat uns Jesus berufen?
Das macht uns nämlich davon frei, was andere so sagen und meinen.
Die Worte Jesu machen es klar:
Jemand fragte Jesus, wer denn sein Nächster sei.
Daraufhin erzählte Jesus die Geschichte vom barmherzigen Samariter. Dieser half einem Mann, der unter die Räuber gefallen war, während ein Priester und ein Levit nur an dem Verwundeten vorbeigingen.
Am Ende fragte Jesus: «Lukasevangelium, Kapitel 10, Verse 36-37»
36 Wer von den dreien war nun deiner Meinung nach der Nächste für den Mann, der von Räubern überfallen wurde?“
37 Der Mann erwiderte: „Der, der Mitleid hatte und ihm half.“ Jesus antwortete: „Ja. Nun geh und mach es genauso.“
Mit diesem kleinen Satz ist klar, wie Christen mit Menschen umgehen, die Hilfe benötigen.
Egal, ob sie aus Syrien, der Ukraine oder dem eigenen Land kommen.
Selbst wenn jemand Böses im Sinn haben sollte, verändert das nichts an unserer Berufung. Auch dazu hat Jesus Christus etwas zu sagen: «Matthäusevangelium, Kapitel 5, Verse 43-45»
43 Ihr habt gehört, dass es im Gesetz von Mose heißt: ‚Liebe deinen Nächsten‘ und hasse deinen Feind.
44 Ich aber sage: Liebt eure Feinde! Betet für die, die euch verfolgen!
45 So handelt ihr wie wahre Kinder eures Vaters im Himmel. Denn er lässt die Sonne für Böse und Gute aufgehen und sendet Regen für die Gerechten wie für die Ungerechten.
«Lukasevangelium, Kapitel 6, Verse 27-29»
27 Liebt eure Feinde. Tut denen Gutes, die euch hassen.
28 Betet für das Glück derer, die euch verfluchen. Betet für die, die euch verletzen.
29 Wenn jemand dich auf die eine Wange schlägt, dann halte ihm auch die andere hin. Wenn jemand deinen Mantel will, biete ihm auch dein Hemd an.
Das, liebe Geschwister, ist unsere Berufung!
Ob Menschen mir freundlich oder feindlich gesonnen sind, verändert nichts daran, wie ich mit ihnen umgehe.
Ob ich alle Coronamaßnahmen gut fand oder nicht, hat nichts an meiner Entscheidung geändert, solidarisch denen gegenüber zu handeln, die versuchen, die Menschen vor Schaden zu bewahren.
Wenn russische Christen Putins Entscheidungen anders beurteilen als ich es tue, bleiben sie genauso meine Geschwister, wie diejenigen, die sie schrecklich finden.
Was ich ihnen und uns aber wünsche, ist, nicht an Menschen zu glauben und stets vor Augen zu haben, dass unsere Erkenntnis Stückwerk ist.
Möge Gott uns helfen, das Wesentliche nicht aus den Augen zu verlieren – die Erlösung in Jesus Christus und dass wir zusammengehören, wenn wir ihn als Herrn anrufen.
So appelliere ich an uns alle:
Lassen wir unser Handeln nicht davon bestimmen, was Leute so meinen oder als Wahrheit verkünden. Lassen wir es nur von Christus und seinem Worten bestimmen.
Benutzen wir auch die Bibel nicht dazu, unsere Meinung zu rechtfertigen, sondern versuchen wir vielmehr, in ihr den Willen Gottes für unser Leben zu entdecken.
Wenn wir das tun, ihr Lieben, dann sind wir frei.