„Der Gottesdienst läuft gut,
wenn Dich keiner bemerkt“

21 Schieberegler und 204 Knöpfe zählt das Hauptmischpult im Gottesdienstsaal des Christus-Zentrums Arche. Axel Christiansen hält seine Hände an den wichtigsten Armaturen, seinen Blick allerdings richtet der 49-Jährige nach vorne, wo gerade der Soundcheck des Musikteams seinen Lauf nimmt. Es ist neun Uhr, in 60 Minuten startet der Sonntagsgottesdienst. „Nichts ist Dir unmöglich“, singen und spielen Raffaela Kühl und Team.

Technikchef Axel sitzt derweil in Bereitschaft, um den Wünschen von Sängern und Instrumentalisten nachzukommen: „Axel, ich brauche Christian auf meinem Monitor ein bisschen leiser“, ruft Klavierspielerin Antonia Neumerkel. Erledigt. Sängerin Stephanie Sprengel, macht winkend auf sich aufmerksam. Als Axel sie bemerkt, deutet Steph mit dem Zeigefinger nach oben: Mehr Lautstärke, bitte! Bekommt sie.

Der musikalische Part für den kommenden Gottesdienst formiert sich – die Kommunikation zwischen vorderem (Bühne) und hinterem Saalende (Technik) ist bestens eingespielt. Um viertel vor zehn Uhr schaut Schlagzeuger Benjamin Neumerkel noch einmal persönlich bei den Verantwortlichen für Licht und Ton vorbei: „Habt Ihr hier Taschentücher?“, fragt er, gewillt, seine Brille noch einmal zu säubern. Axel deutet auf eine Schublade links des Mischpults, „da müsste noch eins drin sein“. Stimmt. Benni zieht zufrieden ab. Der Gottesdienst kann beginnen.

In der Sprecherkabine übersetzt Kolaleh Bunkradt-Berenji auf Farsi

Eine bunte Dienst-Gemeinschaft

Die elektronische Schaltzentrale im Gottesdienstsaal ist an diesem Sonntag auf vier Stühlen besetzt: Ganz links, in einer halboffenen Glaskabine, sitzt Kolaleh Bunkradt-Berenji; sie übersetzt Liedtexte, Moderation und Predigt für die iranischen Gottesdienstbesucher auf Farsi (persische Sprache). Rechts daneben bedient Axel das Tonmischpult, Lisa Großklaus steuert die Lichtanlage und Gottesdienstaufzeichnung, Tim Homburg übernimmt den Beamerdienst. „Licht, Aufnahme und Ton kann man theoretisch auch alleine schaffen“, meint Axel, der das in der Vergangenheit immer wieder beweisen musste: „Teilweise saß ich nur ein- oder zweimal im Jahr während des Gottesdienstes unten bei meiner Frau Bettina, war ansonsten immer involviert.“ In einer wechselnden Besetzung des Technikteams ist er seit knapp zwei Jahrzehnten zur verlässlichen Konstante geworden. Aktuell hat Axel zehn Mitarbeiter; in den vergangenen Monaten durfte er sich wieder über ein paar neue Gesichter freuen – so wie Lisa: „Als ich Axel gefragt habe, ob ich mal mitmachen darf, hat er sofort `Na klar´ gesagt“, berichtet die 16-Jährige. Sie ist das einzige weibliche Mitglied in der Männerdomäne. Ihr selbst macht das nichts aus: „Ich finde die Gemeinschaft mit Axel und den anderen voll nett, das macht einfach Spaß hier.“

… von Kindesbeinen an

Die Begeisterung für High-Fidelity-Geräte (englisch: „hohe Klangtreue“) wurde beim Cheftechniker selbst in den Kinderjahren geweckt: „Mein Onkel hatte ein Radio- und Fernsehgeschäft, dort habe ich schon als Junge an technischen Geräten gebastelt“, erzählt Axel, der auch das Mischpult im CZA über die Jahre „mehrfach auseinandergenommen“ und repariert hat. Im Berufsleben arbeitet der studierte Diplomingenieur der Nachrichtentechnik bei der Telekom. „Dort habe ich beim technischen Support angefangen und Störungen behoben.“ Inzwischen ist Axel, der seit 1999 in Elmshorn lebt, Personalleiter von 30 Mitarbeitern. „Ich habe mich dort auf die andere Seite geschlagen. Umso besser, dass ich hier weiter basteln kann“, sagt er und grinst.

Axel Christiansen, Lisa Großklaus, Kolaleh Bunkradt-Berenji, Tim Homburg

Ein Miteinander schaffen

Axel Christiansen, Lisa Großklaus, Kolaleh Bunkradt-Berenji, Tim HomburgSeine neuste Bastelei sind zwei sogenannte Moving Heads (englisch: „sich bewegende Köpfe“): Die weißen Punktstrahler, die seit einem halben Jahr die LED-Lichtanlage ergänzen, werden bei den anstehenden Musical-Aufführungen der „Pilgerreise“ ihren ersten großen Einsatz haben. In diesem Gottesdienst richtet Lisa die beiden Lichter auf zwei Tische links und rechts der Bühne, um dort die Feier des Abendmahls noch besser zur Geltung zu bringen.

Die Akteure des Gottesdienstes bestmöglich in Szene setzen – das ist das Anliegen der Techniker. „Der Dienst läuft gut, wenn keiner Dich bemerkt“, lautet Axels Devise. „Wenn niemand auf die Idee kommt, Dir zu danken, dann hast Du alles richtig gemacht“, fügt er augenzwinkernd hinzu. Dabei sind die Techniker nicht nur dafür verantwortlich, nicht funktionierende Mikrofone umgehend auszutauschen. Vielmehr haben sie auch eine geistliche Verantwortung: „Das gemeinsame Singen soll kein Konzert, sondern ein Miteinander sein. Deswegen darf die Gemeinde nicht von der Bühnenlautstärke erschlagen werden“, weiß Axel, der daher versucht, „ein Klanggerüst“ zu schaffen, dass die Gemeinde die Melodie klar erkennen lässt. An verschiedenen Stellen hebt Axel einzelne Instrumente hervor. Das Schönste für ihn selbst ist es, „wenn man hier hinten nicht nur die Musik von der Bühne, sondern auch die mitsingende Gemeinde hört.“ (David Hock)

Willst Du auch Techniker werden? Das Technikteam freut sich über weitere Verstärkung. Vorerfahrungen im Bereich der Elektronik sind schön, eine Begeisterung für Licht und Ton reicht aus. Ein musikalisches Verständnis ist von Vorteil. Ansprechpartner ist Axel Christiansen

Auch das Beamerteam ist offen für neue Mitarbeiter. Ansprechpartner hier ist Stephan Kölln.