Ein Erlebnisbericht von Susanne Kluge-Paustian
Alphakurs heißt der also, dieser Kurs, ok. Klingt nach Neuanfang. Sehr gut. Und geht um Sinnsuche… hmmm…hab mich entschlossen mitzumachen. Im Internet angemeldet, bei einem Hans Kalkman. Leitet den Kurs. 10 Wochen, jeden Montagabend. Fast drei Stunden plus Fahrzeiten, dann bin ich von 18 bis 22.30 unterwegs – na gut, ich wage es. Ich hör mich vorher um unter Freunden, ob sie den Kurs kennen. Die meisten nicht, aber ein besonders guter Freund doch. „Das Beste, was ich kenne in dem Bereich der christlichen Kurse.“ sagt er. Mein Vertrauen ist gestärkt. Ok, ich wage es.
Es geht los…
Montag, 7. September geht`s los. 19 Uhr. Früher Schluss bei der Arbeit, Kinder versorgt, alleine zu Hause gelassen, klappt das? Na klar, sind schon groß. Darf ich das als Mutter? Zeit für mich. Gott wird`s schon richten, bin schließlich in seinem Namen unterwegs. Oder doch nicht? Zweifel. Dann dieser erste Abend. Ich schätze 30 Leute sind gekommen. Ein sehr netter Empfang ist das. Persönlich von Frank, ein Lächeln, ein paar Worte, schön. Zuerst gemeinsam essen. Irgendjemand hat gekocht. Im Hintergrund. Unbekannt. Unsichtbar. Reispfanne mit Huhn und Gemüse. Und sogar Nachtisch. Schmeckt gut, und wie schön der Tisch gedeckt ist! Blumen, Servietten, Kerzen. Ich entspanne mich. Komme erstmal an. Das fühlt sich gut an. Und dann diese vielen Gesichter, aber ich kenne niemanden. Oh doch, Pit! Wie schön, dass auch er am ersten Abend hier ist. Und bin ich froh, dass es Namensschilder gibt. Gott sei Dank. Hilft mir zu merken, wer das ist in meiner Gruppe. Zuerst ein herzliches Hallo, willkommen und ein Gebet von Hans für uns alle – zweisprachig! Persisch und Deutsch, wie spannend! Die Hälfte der Teilnehmer sind Flüchtlinge, aus dem Iran. Freundlich wirken sie, offen und sympathisch. Ich verstehe kein Wort ihrer Sprache. Aber sie klingt sehr interessant. Alles wird von Kolaleh, einer lebensfrohen, dynamischen Iranerin aus Hamburg, übersetzt. Fast jeder persische Satz ist dreimal so lang wie der deutsche, der gerade übersetzt wird. Lustig. Und blumig hört sich das an, sehr lebendig. Es macht Spaß zu lauschen. Meine Ohren wollen Laute, Wortteile erhaschen. Mir merken. Ich freue mich, wie inspirierend! Beim Essen versuchen wir, uns zu unterhalten. Verständigen uns mit Händen und Füßen… es macht Spaß. Alle sind satt, Lob und Dank in Form von Worten und Applaus an die fleißigen Helfer aus der Küche, die sich jetzt zeigen.
Es geht weiter…
In einem anderen Raum geht`s weiter. Mit einem Vortrag. Heute von Pastor Mumssen, von allen Pit genannt: „Was bedeutet Christ sein?“. Jeden Abend spricht jemand anderes, jedes Mal ein anderes Thema. Mal Angie, mal Alex, mal Katrin, mal Hanjo, mal Günter. Bin neugierig. 30 Minuten Input. Mit lebhafter persischer Übersetzung und `ner Audio-Aufzeichnung zum Download im Internet.. wie schön. Dann kann ich die Worte zu Hause nochmal anhören. Nachklingen, wirken lassen. Ich lausche, wohliger Bauch. Fühle mich wohl. Danach: kleine Pause, 10 Minuten… Zeit für einen Kaffee oder Tee und ein Stück Schokolade… und ein erstes zaghaftes Gespräch. Die anderen sind teils Anfänger, einige völlig neu in Glaubensdingen, manche andere sehr erfahren, einige Wiederholer, also bereits Fortgeschrittene. Männer und Frauen, vom Teenie bis zum Rentner, quer Beet. Singles, Freunde, Paare, Mutter-Tochter, jedes Alter. Und das Alter ist völlig unwichtig, merke ich. Halb neun geht’s weiter. Hans und seine Frau Lola leiten die deutsche Gruppe. Die persische sitzt im Nebenraum, ist sprachlich einfach praktischer und effektiver. „Was hat Dich im Vortrag angesprochen?“ fragt Hans uns. Die Alphakurs-Frage, die immer wieder kehren wird. Oder: „Was bedeutet Dir Jesus Christus?“ Und am zweiten Abend: „Wenn Du Gott eine Frage stellen könntest und er würde garantiert antworten, was wäre das?“ Wunderbar! Klar hab ich da auch schon öfter drüber nachgedacht, aber das in der Gruppe anzusprechen, hat eine neue Qualität. Wir alle schreiben unsere Gedanken und Gefühle auf kleine Kärtchen. Und dann geht`s rundum – jeder erzählt so viel, wie er mag. Kein Gruppenzwang, puh, sondern Freiheit. Das tut gut. Echtes Interesse am anderen. Manche sind erst zurückhaltend, andere sofort mitteilsam. Es ist so interessant und inspirierend, die verschiedenen Erfahrungen mit Jesus zu hören und die unterschiedlichen Fragen nach dem Sinn. Wir tauschen uns aus, reden ganz offen darüber. Und können gar nicht anders, als ehrlich zu sein mit unseren Zweifeln und Gefühlen, Gedanken und Worten zu „Was glaube ich eigentlich und welchen Sinn hat das?“ Jeden Montagabend ein anderes Thema, immer eine Zwiebelschicht tiefer. Aus den Vorträgen kommen Anregungen und Fragen wie: „Wer ist der Heilige Geist? Heilt Gott heute immer noch? Wie erleben wir Gottes Führung im Alltag?“ Hans und Lola verstehen es, danach immer das Gespräch anzuregen, bieten auch das gemeinsame Gebet an. Oh, ich darf um ein Gebet für mich bitten – und ich bekomme es – wow! Das fühlt sich richtig gut an. Also nochmal neu lernen zu beten, meine streng katholische Erziehung hatte mich geprägt, auch wenn ich schon lange ausgetreten war. Anderen geht`s genauso. Gemeinsame Vergangenheit. Unsere Herzen öffnen sich, wir wagen es, immer persönlichere Fragen zu stellen. Einfach da und wir selbst zu sein. Lola und Hans mittendrin, liebevoll führen sie uns durch jeden Abend des Kurses und stupsen uns immer wieder neu an. „Ja, ist denn die Bibel wirklich eine Gebrauchsanweisung für unseren Alltag?“ Von Alex lerne ich, wie das geht, mit Shape. Die Bibel lesen mit Struktur. Ohne darin herumzuirren oder verloren zu gehen zwischen Psalmen und Versen. Endlich. Und eine Bibel bekomme ich sogar geschenkt. Danke.
Bergfest… und dann?
Dann haben wir Bergfest, die Hälfte der Abende ist schon um. Ich kann es kaum glauben. Jeder Abend tut so gut. Das Bergfest wird gefeiert. Mit einem ganzen gemeinsamen Tag am Wochenende. Und Lobpreis – ich liebe es. Gemeinsam singen, ich kann nicht still sitzen. Muss dazu tanzen. Mein Herzblut. Dann wieder Futter für die Seele: Katrin erzählt uns vom Heiligen Geist. Und ein Theaterstück von Petra – klasse! Und sehr auf uns zugeschnitten. Ich lerne: Der Heilige Geist ist mein WLAN. Jesus mein Handy – meine Verbindung zu Gott. Und mein Gebet, die Software. Das kapier ich gut. Wie wundervoll! Immer wieder kommen Erfahrungen aus meiner früheren Bibelschule in mir hoch, verknüpfen sich mit diesen Erlebnissen jetzt im Alphakurs zu einem noch stärkeren Netz, einem Fundament tief in mir drin. Für all das gebe ich von Herzen gern jeden Abend eine Spende in die Dose auf dem Tisch, die den Alphakurs finanziert. Das ist mir der Kurs in jedem Fall wert. Die neue Gemeinschaft tut gut, die Verbindung wird immer stärker. Das Vertrauen wächst. In Gott und die anderen. Genau darin ist Gott, in dieser Gemeinschaft. Auch das wird mir noch tiefer bewusst. Wir alle können uns tatsächlich inspirieren. Anregungen von den anderen bekommen. Meinen christlichen Geschwistern. Ich bin so froh und dankbar, von ihnen erinnert zu werden, mich zu erinnern, an das, was Gott sagt. Über mich. Ruhe, Vertrauen, noch tieferes Gottvertrauen entstehen. Daraus schöpfe ich Kraft. Und erlebe, wie Glauben teilen gehen kann. Miteinander sein, miteinander beten. Mit Lachen und Weinen. Ganz einfach, praktisch, lebensnah. Alphakurs tut einfach gut. Mitten im Alltag. Still und leise und doch kraftvoll.